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Zahnfleischentzündung

Gingivitis: Ursachen, Symptome, Therapie

Erfahren Sie hier, wie eine Gingivitis entsteht, welche Symptome auf eine Gingivitis hinweisen und wie Sie einer Gingivitis vorbeugen können.

Die Gingivitis beschreibt einen Prozess, bei dem sich das gesunde Zahnfleisch entzündet. Dies wird u.a. durch die Einnahme bestimmter Medikamente, Ernährung, Mundhygiene und Reinigungsfähigkeit von Zahnersatz beeinflusst.Symptome sind Zahnfleischbluten bis hin zu starken Schmerzen beim Zähneputzen. Die Gingivitis ist eine Vorstufe der Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) und kann ohne Behandlung demnach in eine Parodontitis übergehen und damit langfristig unbehandelt zu Zahnverlust führen.

Was ist Gingivitis?

Gingivitis ist eine Entzündung des Zahnfleisches und damit die Vorstufe der Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates). Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung, Blutung aber auch Schmerzen deuten auf eine Gingivitis hin.

Ursachen: Schlechte Mundhygiene, falsche Ernährung, Einnahme bestimmter Medikamenten, hormonelle Veränderungen.

Bei schlechter Mundhygiene entsteht an den Zähnen eine Plaque bestehend aus vielen Bakterien. Der Körper versucht gegen die Bakterien vorzugehen und reagiert mit einer Entzündungsreaktion des Zahnfleisches. Die Durchblutung wird erhöht und zerstörtes Gewebe wird abgebaut.

Wird dieser Prozess nicht unterbrochen (z.B. durch eine professionelle Zahnreinigung), kann es zu einer Zerstörung des Zahnhalteapparates kommen (Parodontitis). Dies kann ohne Behandlung im Verlauf zum Verlust der befallenen Zähne führen.

Durch gute Mundhygiene, professionelle Zahnreinigung und gesunde Ernährung kann man einer Gingivitis vorbeugen.

Was ist eine Zahnfleischentzündung?

Gingivitis leitet sich von dem lateinischen Wort „Gingiva“ ab, was Zahnfleisch bedeutet. Die Endung „itis“ beschreibt eine Entzündung, also in diesem Fall eine Entzündung des Zahnfleisches.

Die Gingivitis wird durch mehrere Faktoren beeinflusst. Einerseits spielen die Bakterien eine Rolle, die sich in einem dünnen Film auf der Zahnoberfläche befinden. Diese Schicht wird Biofilm, Plaque oder Zahnbelag genannt. Das Zahnfleisch reagiert darauf mit einer unspezifischen Entzündungsreaktion. Dieser Vorgang startet bereits nach 4 Tagen, auch wenn sich klinisch noch keine Veränderungen messen lassen. Bei ungestörter Plaque Akkumulation sind nach ca. 7 Tagen Entzündungszeichen wie Blutung, Rötung oder Schwellung sichtbar.

Durch Stress oder Rauchen kann diese Reaktion negativ beeinflusst werden. Es kann zu einer sogenannten akuten nekrotisierenden ulzerierenden Gingivitis (ANUG) kommen, bei der Gewebe abstirbt und der Patient unter starken Schmerzen leidet.

Neben Bakterien können auch die Einnahme von Medikamenten, Systemische Erkrankungen, Virale Infektionen oder allergische Reaktionen eine Ursache für die Gingivitis darstellen.

Expertentipp:

An apple a day keeps the doctor away! Gute Mundhygiene und gesunde Ernährung schützt vor Gingivitis.

Ursachen einer Zahnfleischentzündung

Die Entstehung von Gingivitis ist abhängig von einer Vielzahl von Faktoren:

Faktor Plaque

Es kommen im Mund ca. 700 verschiedene Bakterienarten vor. 400 davon können sogar die Zahnfleischtaschen besiedeln 1. Wenn es jedoch zu einer Überbesiedelung bestimmter Bakterien z.B. durch schlechte Mundhygiene kommt, ist dieses Gleichgewicht gestört. Der Körper reagiert mit einer Abwehrreaktion auf die Bakterien. Diese zeigt sich klinisch durch Blutung, Rötung bis hin zur Schwellung und Schmerzen.

Faktor Mundhygiene

Man sollte sich regelmäßig die Zähne putzen. Vor allem nach dem Essen bildet sich auf der Zahnoberfläche ein Belag, die so genannte Plaque. Dieser Film bietet Bakterien eine ideale Umgebung. Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit eine Karies oder Gingivitis zu entwickeln stark erhöht.

Eine regelmäßig durchgeführte professionelle Zahnreinigung durch speziell ausgebildete Fachkräfte kann dazu beitragen, Zahnbereiche sauber zu halten, die man mit der täglichen Zahnreinigung nicht so gut erreichen kann.

Vor allem wenn man zusätzlich ein erhöhtes Risiko für eine Zahnfleischentzündung hat (Vorerkrankungen, Medikamente, Schwangerschaft) spielt die professionelle Zahnreinigung eine große Rolle.

Faktor Schwangerschaft

In der Schwangerschaft haben wir einen veränderten Hormonspiegel im Blut. Der Anstieg von Progesteron und Östrogen sorgen für eine erhöhte Vermehrung von Zellen im Zahnfleisch (Fibroblastenproliferation) 2. Dies kann dazu führen, dass eine leichte schon vorhandene Form der Gingivitis deutlich verstärkt wird. Ebenso hat man festgestellt, dass sich während einer Schwangerschaft vermehrt Bakterien im Mund befinden, die eine Entzündung des Zahnfleisches begünstigen können3. Somit ist zu empfehlen schon vor einer Schwangerschaft regelmäßige Kontrollen und professionelle Zahnreinigungen durchführen zu lassen. Auch während der Schwangerschaft sind Kontrollen und das Durchführen professioneller Zahnreinigungen erlaubt, größere Wahl-Eingriffe sollten jedoch auf das Ende der Schwangerschaft verschoben werden.

Faktor Medikamente und Vorerkrankungen

Vorerkrankungen wie z.B. Leukämie oder Diabetes mellitus, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente können die Entstehung einer Gingivitis bzw. Zahnfleisch-Wucherung begünstigen.

Wenn Sie unter Diabetes mellitus leiden ist es wichtig, dass Sie Ihren Blutzucker gut einstellen (wichtig ist hier der Langzeitwert HbA1c). Sprechen Sie dafür mit Ihrem Hausarzt oder Diabetologen.

Wichtig! Die Einnahme von Medikamenten sollte nicht ohne Absprache mit Ihrem Hausarzt abgesetzt werden.

Gerade bei Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen oder Einnahme bestimmter Medikamente ist es besonders wichtig auf die Mundhygiene zu achten und regelmäßig an unserem Prophylaxe Programm teilzunehmen.

Expertentipp:

Auch wenn es bei der Zahnzwischenraum Reinigung mal blutet, putzen Sie fleißig weiter. Nach 3-6 Tagen ist das Zahnfleisch meistens blutungsfrei.

Symptome einer Zahnfleischentzündung

Die häufigsten Symptome einer Zahnfleischentzündung sind:

Diagnose einer Zahnfleischentzündung

Bei der Untersuchung Ihres Gebisses kann der Zahnarzt mithilfe eines Spiegels und einer speziellen Sonde bei hellem Licht eine Gingivitis zuverlässig diagnostizieren.

Bei Verdacht auf eine Gingivitis wird ein Blutungsindex genommen, der den Grad der Entzündung näher einteilt. Des Weiteren wird eine Untersuchung Ihres Zahnhalteapparates vorgenommen, um eine Parodontitis auszuschließen.

Darüber hinaus können Sie mit der Beantwortung einiger Fragen Ihrem Zahnarzt helfen, Aufschluss über Ihre Zahnfleischentzündung zu geben. Solche Fragen können etwa sein:

  • Seit wann haben Sie Beschwerden?
  • Haben Verwandte von Ihnen ähnliche Zahnfleischproblemen?
  • Hatten Sie schon früher Probleme mit Ihren Zahnfleisch?
  • Wie oft putzen Sie täglich Ihre Zähne?
  • Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
  • Haben Sie Vorerkrankungen?
  • Besteht aktuell eine Schwangerschaft?

Die Beantwortung dieser Fragen zusammen mit dem klinischen Befund lassen eine zuverlässige Diagnose zu.

Expertentipp:

Bei regelmäßigen Routineuntersuchungen kann eine Gingivitis schnell erkannt und behandelt werden

Dr. med. dent. Stanislav Kucher, Zahnarzt & Implantolge. 

Behandlung einer Zahnfleischentzündung

Wird eine Gingivitis bei Ihnen erkannt, gilt es zunächst herauszufinden welche Ursachen dafür in Frage kommen.

Liegt ein Mundhygiene Defizit vor, sollte zunächst durch eine professionelle Zahnreinigung bestehender Zahnstein und Plaque entfernt werden. Dieses vorgehen kann wiederholt werden, falls es in einem Termin nicht möglich ist zum gewünschten Ergebnis zu kommen.

Neben dem Reinigen der Zähne werden von Ihrem Zahnarzt ggf. überstehende Kronenränder geglättet und „Schmutznischen“ entfernt, sodass die häusliche Mundhygiene ausreicht, um in Zukunft alle Zahnbeläge entfernen zu können.

Gibt es neben einem Mundhygiene Defizit eine andere Ursache für eine Gingivitis wie z.B. eine hormonelle Veränderung, Einnahme von Medikamenten, Vorerkrankungen wird ein weiteres Vorgehen interdisziplinär mit Ihrem Hausarzt abgesprochen.

Dennoch bleibt eine gute Mundhygiene unerlässlich.

Wurde die Gingivitis erfolgreich behandelt, sind üblicherweise keine Beschwerden mehr zu befürchten.

Expertentipp:

Lassen Sie sich von unseren Prophylaxe-Mitarbeitern beraten und lernen Sie an welchen Stellen man noch besser putzen kann.

Vorbeugung einer Zahnfleischentzündung

Vorbeugung einer Zahnfleischentzündung

Wenn es Ihnen gelingt, ein paar Regeln für Ihren Alltag zu übernehmen, wird eine Gingivitis bei Ihnen so gut wie keine Chance haben.

Achten Sie beim Zähneputzen auch auf das Reinigen und Massieren des Zahnfleisches. Verwenden Sie einen Härtegrad der Zahnbürste, der Ihnen von unserem Prophylaxe-Team empfohlen wurde.

Oft ist es sinnvoll eine weichere Zahnbürste zu verwenden, um einem Rückgang des Zahnfleisches, durch zu starkes Putzen, vorzubeugen.

Weiterhin sollten die Essgewohnheiten angepasst werden und wenig süße Zwischenmahlzeiten eingenommen werden. Dies beugt nicht nur der Gingivitis sondern auch einer Karies vor.

Daneben tragen zahnärztliche Kontrollen in regelmäßigen Abständen dazu bei, eine Gingivitis früh zu erkennen und zu behandeln. Auch eine zweimal jährlich durchgeführte professionelle Zahnreinigung leistet einen wichtigen Beitrag für diesen Aspekt der Zahngesundheit.

Häufig gestellte Fragen

Bei einer bestehenden Gingivitis kann sich nach ca. 3-4 Wochen eine Entzündung des Zahnhalteapparates (Parodontitis) entwickeln. Dies führt bei fortbestehender nicht-Behandlung zum Abbau von Knochen und zum Entstehen von Zahnfleischtaschen. Im schlimmsten Fall kann es zum Zahnverlust kommen.

Wenn das Zahnfleisch blutet und schmerzt liegt vermutlich eine Gingivitis vor. Vereinbaren Sie einen Termin bei Ihrem Zahnarzt zum Abklären möglicher Ursachen. Je nach Schweregrad kann eine erste Reinigung unter Lokalanästhesie durchgeführt werden. Zudem können desinfizierende Spülungen zum Einsatz kommen.

Generell empfiehlt es sich eine elektrische Zahnbürste zu verwenden. Man kann zwar mit einer Handzahnbürste auf ähnliche Putzergebnisse kommen, jedoch nicht in der gleichen Zeit. D.h. wenn Sie 3 Minuten putzen erreichen sie mit einer elektrischen Zahnbürste ein besseres Putzergebnis.

Ein ganz klares Ja. Vereinfacht gesagt ist sinnvoll seinen Zucker- und Fleischkonsum stark zu reduzieren und viel verschiedenes Gemüse zu essen. Wer viel sogenannte „Präbiotika“ wie z.B. Chicoree oder Blattspinat (es gibt viele Weitere) isst, sorgt für eine gesunde Darmflora, die sich positiv auf das Immunsystem auswirkt. Des weiteren kann die Einnahme von „Probiotika“, kleinen Mikroorganismen, einen positiven Effekt aufweisen.

Da das Thema Ernährung sehr weit gefächert ist und für jeden Menschen unterschiedliche Empfehlungen gelten, sprechen Sie eine Ernährungsumstellung unbedingt mit Ihrem Hausarzt oder Ernährungsspezialisten ab.

Expertentipp:

Eine gesunde und gemüsereiche Ernährung kann helfen einer Gingivitis
vorzubeugen.

Dr. med. dent. Luca Werner, Zahnarzt und zertifizierter Implantologe

Quellen

  1. Paster BJ, Olsen I, Aas JA, Dewhirst FE. The breadth of bac- terial diversity in the human periodontal pocket and other oral sites. Periodontol 2000 2006;42:80–87.^
  2. Mariotti A: The effects of estrogen on gingival fibroblast proliferation. J Dent Res 70, 352 (1991)^
  3. Adriaens LM, Alessandri R, Spörri S, Lang NP, Persson GR. Does pregnancy have an impact on the subgingival microbiota? J Periodontol. 2009 Jan;80(1):72-81. doi: 10.1902/jop.2009.080012.^

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über eine direkte Kontaktaufnahme möglich.

Mehr Informationen finden Sie in unseren Hinweisen zu Gesundheitsthemen.