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Zähneknirschen

Bruxismus: Ursachen, Symptome, Therapie

Erfahren Sie in den folgenden Textabschnitten, welches die häufigsten Ursachen für ein „Knirschen“ und/oder „Pressen“ der Zähne sind, wie sich mögliche Symptome äußern, welche Risiken sich ergeben, sollte es zu keiner oder einer erst sehr verspätet begonnenen Behandlung kommen, sowie Näheres über mögliche Therapieschritte und vorbeugende Maßnahmen.

Leiden Sie unter abgenutzten Zähnen und/oder Verspannungen der Muskulatur im Mund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich? Plagen Sie diese Beschwerden vorrangig morgens nach dem Aufstehen? Der Grund für Ihre Beschwerden könnte ein unbewusstes „Pressen“ oder „Knirschen“ sein, welches meistens nachts geschieht, aber auch tagsüber unwissentlich ausgeübt werden kann. In der zahnmedizinischen Fachwelt spricht man vom sogenannten Bruxismus, welcher weiterhin in einen Schlaf- und einen Wachbruxismus unterteilt werden kann.

Dabei können „Knirscher“ und „Presser“ enorme Kräfte entwickeln. Diese wirken bis zu 10x stärker als der normale Kaudruck auf die Zähne und umliegenden Strukturen ein und belasten jene.

Der Bruxismus kann geradezu jede Altersklasse betreffen, ab dem Durchtritt der Zähne bis ins fortgeschrittene Alter 1. Wobei statistisch das 2. und 3. Lebensjahrzehnt am stärksten betroffen ist und die Fallzahlen mit zunehmendem Alter abnehmen 2.

Ursachen für Bruxismus

Ursächlich für die Entstehung eines Bruxismus können mehrere Faktoren sein:

Psychosoziale und psychische Stressfaktoren spielen eine bedeutende Rolle. Stress im „physiologischen“ Maß fördert zwar die mentale und körperliche Aktivität, jedoch kann eine zu große Menge an Stress oder auch eine mangelnde Verarbeitungsfähigkeit zu psychischen und körperlichen Leiden führen, die sich unterbewusst in Form eines Bruxismus äußern. So können beispielsweise berufliche oder schulische Anspannung, Angst und Unsicherheit oder auch Trauer und Enttäuschung derartige Auslöser darstellen.

Okklusale Faktoren d.h. Zahnfehlstellungen im Ober- oder Unterkiefer, Füllungen oder auch Zahnersatz jeglicher Art wie z.B. Teilkronen, KronenBrücken oder Prothesen können möglicherweise aufgrund einer schlechten Passung oder einer ungleichmäßigen Kontaktpunktverteilung dazu führen, dass der menschliche Körper auf diese Störfaktoren reagiert und durch ein „Pressen“ und/oder „Knirschen“ versucht, diese angenehmer zu gestalten.

Eine Craniomandibuläre Dysfunktion kurz: CMD kann die Ursache für das Symptom Bruxismus sein. CMD ist ein weitgefasster Begriff für Funktionsstörungen im Bereich des Kauorgans, welche sowohl die Kaumuskulatur, als auch die einzelnen Strukturen der Kiefergelenke betreffen können. Solche Störungen können durch unsere Spezialisten mittels modernster Diagnostiken, welche sowohl klinische als auch instrumentelle Methoden der Funktionsanalyse beinhalten, ermittelt werden.

Weitere ätiologische Faktoren stellen der Alkohol-, Nikotin- oder Drogenkonsum dar 3. Zudem kann die Einnahme verschiedener Medikamente Bruxismus bewirken. Zu diesen zählen dopaminhaltige Medikamente 4, Antidepressiva wie Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer oder trizyklische Antidepressiva 5, Präparate, die zur Behandlung eines Aufmerksamkeitsdefizit-Syndroms (ADHS) eingesetzt werden 6, sowie Antihistaminika.

Symptome von Bruxismus

Woran können Sie erkennen, ob auch Sie ggf. vom Bruxismus betroffen sind?

Die meisten an Bruxismus leidenden Patienten knirschen und/oder pressen vorrangig nachts, daher können besonders morgendliche Verspannungen und schmerzhafte Verhärtungen der Muskulatur im Mund-, Kiefer- oder Gesichtsbereich ein Anzeichen sein.

Durch ein regelmäßiges „Knirschen“ und/oder „Pressen“ kommt es zu Schädigungen und dem Verlust von wertvoller Zahnhartsubstanz. So sind an den Zähnen von betroffenen Patienten häufig Schlifffacetten, Abflachungen der Zahnhöcker und Schneidekanten, Risse oder auch Aussprengungen im Zahnschmelz erkennbar.

Auch können aufgrund der Überbelastungen diffuse Hypersensibilitäten von Zähnen entstehen, welche jedoch nach einer rechtzeitigen Einleitung von entlastenden Therapiemaßnahmen in der Regel umkehrbar sind.

Durch die unbewussten, oft starken Muskelanstrengungen der Kaumuskulatur beim „Knirschen“ und/oder „Pressen“ kann sich jene vergrößern und somit optisch „markant“ wirken. Zusätzlich äußern Bruxismus-Patienten in diesen Bereichen infolge der muskulären Verhärtungen häufig Schmerzen.

Neben möglichen Schmerzen in den zusätzlich belasteten Strukturen wie beispielsweise dem Kiefergelenk, kann sich der Schmerz auch auf benachbarte anatomische Bereiche wie z.B. Augen, Kieferhöhlen und die Muskulatur des Hals- und Nackenbereiches ausbreiten. Ebenso können sich Kopfschmerzen bemerkbar machen. Sogar ein Tinnitus im Ohr kann auftreten.

Risiken von Bruxismus

Die durch das „Knirschen“ und/oder „Pressen“ verursachten Schädigungen der Zahnhartsubstanz können unbehandelt so weit voranschreiten, dass eine Bisssenkung stattfindet, bei welcher die Backenzähne so stark abnutzen, dass die seitliche Abstützung verloren geht, woraufhin schließlich auch die Schneidezähne abnutzen und kürzer werden. In extremen Fällen können so ohne Einleitung von Therapiemaßnahmen Abnutzungen und Beschwerden im Bereich der Kiefergelenke entstehen. Auch der Verlust der Zahnhartsubstanz kann so weit fortschreiten, dass sogar die Zahnnerven freiliegen.

Auch eventuell vorhandener Zahnersatz kann durch den Bruxismus geschädigt werden. Obwohl heutzutage dentale Hochleistungswerkstoffe verwendet werden, können sich aufgrund der starken Krafteinwirkungen kleine Abplatzungen bis hin zu vollständigen Zerstörungen ereignen, sodass je nach Schadensausmaß ggf. eine gänzliche Erneuerung des entsprechenden Zahnersatzes notwendig werden kann.

Aufgrund der großen Druckbelastungen, welchen die Zähne eines Bruxismus-Patienten ausgesetzt sind, kann der Zahnhalteapparat in Mitleidenschaft gezogen werden. Vertiefungen von Zahnfleischtaschen oder auch eine Verbreiterung der Knochenfächer in welchen die Zähne an feinsten Fasern verankert sind, sind mögliche Folgen, welche sich auch in Form von Zahnlockerungen äußern können.

Behandlung von Bruxismus

Das rechtzeitige Erkennen von Bruxismus hilft, die Risiken und Folgen zu reduzieren und prophylaktisch vorzubeugen.

Erste Anhaltspunkte für ein mögliches Vorliegen von Bruxismus können durch den Schafpartner gegeben werden, welcher möglicherweise Zeuge von Geräuschen des „Gegeneinanderreibens“ der Zähne seines Partners wird. Aber auch der Betroffene selbst wird durch ein eingeschränktes Wohlbefinden, geprägt durch die typischen Bruxismus-Symptome, welche sich klassischer Weise besonders morgens in Form von Verspannungen und Schmerzen im Bereich der Kaumuskulatur und in den umgebenden Strukturen äußern, darauf aufmerksam werden, dass dieser Zustand nicht der „Normalität“ entspricht.

Wird dann folgerichtig der behandelnde Zahnarzt aufgesucht und die o.g. Beobachtungen durch den Patienten geschildert, folgt ein „Bruxismus-Screening“. Dieses beinhaltet eine ausführliche Untersuchung der Mundhöhle, die genaue Betrachtung aller Zähne, sowie eine sorgfältiges Abtasten der Kaumuskulatur und der Kiefergelenke.

Beim Auffinden offensichtlicher Zeichen wie z.B. Schlifffacetten an den Zähnen, Wangeneinbissen, Impressionen der Zähne in der Zunge oder auch Druckempfindlichkeiten erfolgen weiterführende diagnostische Maßnahmen zum Herausfinden der genauen Ursachen des auftretenden Bruxismus.

Zahnärztlich wird Ihnen therapeutisch zumeist eine individuell angefertigte Schiene empfohlen, welche vorrangig nachts getragen wird. Durch diese werden alle Zähne des Ober-oder Unterkiefers überdeckt, mit dem Ziel einer gleichmäßigen Verteilung der auftretenden Kräfte und dem Schutz der Zahnhartsubstanz vor weiteren Abnutzungen und Absprengungen. Die Wirkungsweise einer solchen Schiene beruht vor allem auf einer Funktionsmusteränderung durch die leichte vertikale Sperrung zwischen Ober-und Unterkiefer. Wichtig zu verstehen ist, dass eine Schiene keine „kausale“ Therapie darstellen kann, d.h. mit ihr kann eine mögliche mentale Ursache einer Bruxismus-Erkrankung nicht beseitigt werden. Sie hilft jedoch die auftretenden Beschwerden zu mildern, sowie weiteren Schäden vorzubeugen.

Nach Ausschluss sämtlicher zahnmedizinischer Ursachen stellt die Erörterung von individuellen Stressfaktoren, welche den Patienten belasten können, einen wichtigen, für einen Therapieerfolg essentiellen Aspekt dar. Die genaue Bestimmung dieser ist wichtig, um stressreduzierende Maßnahmen vornehmen zu können. Abhilfe hierfür kann ganz unterschiedlich aussehen, so können beispielsweise schon kleine Auszeiten vom hektischen Alltag, sportlicher Ausgleich und klärende Gespräche mit einer vertrauten Person oder in komplexen Sachverhalten ggf. mit einem professionellen Therapeuten für Linderung sorgen und einen Großteil dazu beitragen, das „Knirschen“ und/oder „Pressen“ der Zähne zu reduzieren.

Auch die Physiotherapie kann unterstützend wirken. Sie umfasst manuelle Techniken an den Muskel- und Kiefergelenkstrukturen und Anwendungen wie heiße Rolle, Fangopackungen oder Eis, woraus Muskelentspannung und Schmerzlinderung resultieren. Zusätzlich können die Patienten Entspannungsübungen erlernen, welche sie auch im Alltag selbst anwenden können.

Im Falle eines extrem fortgeschrittenen Verlustes der Zahnhartsubstanz, sowie eines deutlichen Verlustes der Bisshöhe, kann es therapeutisch indiziert sein, die verlorengegangenen Zahnbereiche mit modernsten dentalen Hochleistungskeramiken zu rekonstruieren und die ursprüngliche Höhe wiederherzustellen.

Vorbeugung von Bruxismus

Achten Sie mehrmals am Tag bewusst darauf, wie die Zähne Ihres Ober-und Unterkiefers zueinander stehen. Dabei ist es normal, dass diese für die meiste Zeit keinen Kontakt aufweisen und sich lediglich während des Schluckvorganges kurz berühren. Sollten Sie sich jedoch dabei erwischen, dass Sie unwillentlich die Zähne Ihrer Kiefer immer wieder zusammenführen und diese sogar aufeinander pressen, zögern Sie nicht Ihren zahnärztlichen Behandler rechtzeitig aufzusuchen. Durch eine präzise Diagnostik können die Gründe Ihres Verhaltens ermittelt werden und potenzielle Schäden im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich frühzeitig verhindert werden.

Expertentipp:

Scheuen Sie nicht davor, kleine Memopunkte aufzuhängen, beispielsweise am Laptop an Ihrem Arbeitsplatz, durch welche Sie im Alltag zur Selbstbeobachtung sensibilisiert werden.

Dr. med. dent. Stanislav Kucher, Zahnarzt & Implantologe

Häufig gestellte Fragen

Ja, es gibt eine Reihe unterschiedlicher Ausführungen, d.h. verschiedene Material-Härtegrade (weich, weich-hart kombiniert, hart), variierende Schichtstärken, sowie unterschiedliche Gestaltungen der Kontaktpunktflächen zum Gegenkiefer. Welche Schienenart für Sie infrage kommt bzw. von Ihnen am ehesten tolerierbar ist, wird Ihr zahnärztlicher Behandler, im Zuge einer individuell auf Sie abgestimmten Therapieplanung, mit Ihnen gemeinsam erörtern.

Diese Frage lässt sich mit keiner generalisierten Zeitangabe beantworten. So ist die notwendige Tragezeit individuell unterschiedlich und meist auch davon abhängig, ob der Patient sich gerade in einer akuten Stressphase befindet. Nach einer präzisen Ursachenbestimmung und ausführlichen Aufklärung entwickeln Patienten meist ein sensibles Wahrnehmungs- und Achtsamkeitsgefühl, sodass sie schon selbst gut einschätzen können, wann sie die entlastende und zugleich schützende Funktion ihrer Schiene benötigen und wann sie auf sie verzichten können, z.B. während einer entspannenden Urlaubsreise.

Quellen

  1. Castrillon et al., 2016^
  2. Shetty et al., 2010^
  3. Alfano et al., 2018^
  4. Falisi et al., 2014^
  5. Garett et al., 2018; Uca et al., 2015^
  6. Malki et al., 2004^

Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist nur über eine direkte Kontaktaufnahme möglich.

Mehr Informationen finden Sie in unseren Hinweisen zu Gesundheitsthemen.